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Evelyn Brandstätter - Portrait | © knauseders.at
Portraits
Im Wohnzimmer für Generationen: Evelyn Brandstätter
Wenn Evelyn Brandstätter mit dem Rad zur Arbeit fährt, an der Salzach entlang und mit der Festung Hohensalzburg im Blick, dann, erzählt sie, freut sie sich jedes Mal auf ihren Arbeitsplatz nah am Wasser. Das Café Bazar ist eines der berühmtesten Kaffeehäuser in Salzburg, Schauplatz von Serien und vor allem: zweites Wohnzimmer für Generationen von SalzburgerInnen und Gäste aus aller Welt.
Frau Brandstätter, Sie sind seit knapp 20 Jahren Geschäftsführerin von einem der berühmtesten Kaffeehäuser Salzburgs. Was sind Ihre Aufgaben im Café?
Eigentlich bin ich das vielzitierte Mädchen für alles. Wir haben ein tolles Team aus hauptsächlich langjährigen Wegbegleitern. Aber es ist nicht allzu groß – wir haben das ganze Jahr über zwischen 20 und 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Geschäftsleiterin bin ich deshalb immer dort, wo ich gerade gebraucht werde.
Das Café Bazar gibt es schon seit 1909, damals eröffnete Richard Tomaselli das Café Bazar in der Tradition des typischen Wiener Kaffeehauses. Es war von Beginn an ein Treffpunkt der Künstler, Dichter und Denker. Ist es das heute immer noch?
Durch die Nähe zum Landestheater und Mozarteum kommen immer noch viele Künstler und Schauspieler hierher, ja. Wir haben aber ein sehr gemischtes Publikum – vom Schüler und Studenten über den Künstler und Bankdirektor bis zur Business- oder Hausfrau. Diese Diversität war und ist mir sehr wichtig. In meiner Jugend, bevor ich das Café Bazar übernommen habe, war ich nie hier. Da hatte ich eine gewisse Schwellenangst vor diesem Traditionsbetrieb. Das große, berühmte Café Bazar! Als ich dann übernommen habe, war eines meiner Ziele, diese Schwellenangst gezielt abzubauen. Das Bazar soll ein Ort der Begegnung sein und bleiben. Wir haben offene Türen für jedermann – auch für Kinder und Hunde. Wichtig ist ein respektvolles Miteinander.
Viele Gäste, die nach Salzburg kommen sagen: Bei einem Salzburg-Besuch muss man ins Café Bazar. Warum glauben Sie, ist das so? Was macht das Café so einzigartig?
Ich glaube, es sind vor allem die Lage und die jahrhundertealte Geschichte. Der Gastraum ist einfach wunderschön und noch so, wie er vor 100 Jahren war. Ich denke, es hängt auch mit der gleichbleibend hohen Qualität des Cafés zusammen. Das muss einfach passen. Und auch der herzliche Service. Wir sind stolz auf unser Team und unsere langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich denke, das ist sogar einer der zentralen Punkte. Weil es einfach das Wichtigste für einen Betrieb ist, dass sich der Gast wohlfühlt. Dass er einen erstklassigen Kaffee bekommt, ist für mich selbstverständlich. Abheben kann man sich beim persönlichen Service. Ich gehe da auch von mir aus: Es gibt nichts Schöneres, als ein Lokal, wo es nicht nur gut schmeckt, sondern auch der Kellner nett und aufmerksam ist. Gut 80 Prozent unserer Gäste sind Stammkunden – ich denke also, wir sind mit dieser Einstellung auf dem richtigen Weg.
An welches Erlebnis im Café erinnern Sie sich bis heute?
Uns wird nie langweilig, jeder Tag ist anders. Grundsätzlich machen wir kein Tamtam, wenn Prominente kommen. Kürzlich war zum Beispiel ein paar Mal Christoph Waltz da. Selbstverständlich behandeln wir ihn wie jeden anderen Gast auch. Da gehe ich wieder von mir aus: Ich denke mir, wenn ich berühmt wäre, möchte ich ganz normal und ohne Aufhebens meinen Kaffee trinken gehen können.
Apropos: Das Café Bazar diente schon mehrmals als Filmkulisse, aktuell für die Serie „Die Toten von Salzburg“. Was bedeutet das für Sie?
Da bekommen wir einige Rückmeldungen. Es kommen, speziell auch aus Bayern, viele Gäste und fragen, wo der Hofrat aus der Serie immer sitzt. Aber für die Serie wird ja alles umgebaut, das ist schon ein großer Aufwand und währenddessen ist das Café auch geschlossen.
Welche Tageszeit gefällt Ihnen im Café am besten?
Der frühe Morgen. Bei uns geht es relativ langsam los, es dauert ein paar Stunden, bis sich das Café füllt. Da ist eine ganz eigene Atmosphäre, auch mit den Gästen. Besonders im Sommer. Wenn ich nicht hier arbeiten würde, würde ich am liebsten selbst zum Frühstücken draußen auf der Terrasse sitzen.
Und wie oft schauen Sie eigentlich aus dem Fenster raus und genießen den Panoramablick?
Zu selten, muss ich ehrlich sagen. Oft habe ich einfach nicht die Zeit. Aber ich nehme es auch nicht als selbstverständlich, weil ich mir oft denke: Wow, was haben wir für einen herrlichen Arbeitsplatz, das ist ja unglaublich! Speziell an schönen, sonnigen Tagen geht man schon noch bewusster durchs Haus, das ist schon klasse. Da wird mir dann wieder bewusst, was für ein Glück wir haben, hier arbeiten zu dürfen.
Was macht Salzburg so einzigartig für Sie?
INSIDERTIPPS
Besuchen Sie gelegentlich Kollegen in einem anderen Lokal in Salzburg?
Ja, das machen wir schon, weil man einfach auch mal woanders hingehen möchte. Wir gehen immer wieder gern ins Magazin, speziell im Sommer, wenn man im Innenhof sitzen kann. Oder ins Edelmanns in der Linzergasse. Toll ist auch das Auersperg im Andräviertel. Das Frühstück ist super und es herrscht immer eine angenehme Atmosphäre.
Was unternehmen Sie mit Ihrer Familie in Salzburg?
Wir sind viel Radfahren an der Salzach, das liebe ich. Auch in der Früh und am Abend, wenn ich mit dem Rad an der Salzach zur Arbeit oder von der Arbeit nachhause fahre, das ist bei jedem Wetter herrlich. Ohne die Familie spaziere ich oft über den Mönchsberg in der Früh, das ist herrlich. Es ist ruhig, ich treffe vielleicht drei Leute. Für mich gibt es kaum schönere Städte auf der Welt. Es gibt in Salzburg so viele traumhafte Plätze, die man gar nicht alle aufzählen kann, vom Sebastiansfriedhof bis Hellbrunn.