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Fürsterzbischof Wolf Dietrich ließ Salzburg nach barocken Plänen umgestalten. | © Tourismus Salzburg
Kunst & Kultur
Von göttlichen Gnaden: Salzburgs Fürsten und Erzbischöfe
Mehr als 1200 Jahre war Salzburg ein Kirchenstaat, regiert von Bischöfen, Erzbischöfen und Fürsterzbischöfen. Die Stadt, ihre Architektur und Kultur, ist davon bis heute geprägt. Was es damit auf sich hat, welche Mythen, Schauer- und Klatschgeschichten sich bis in die Gegenwart halten, das wollen wir hier offenlegen. Aber aufgepasst: Nicht alles ist für bare Münze zu nehmen.
Warum das Wappen des Landes Salzburg ein Fürstenhut krönt
Die Gründung Salzburgs beginnt im Jahre 696, als Rupert, ein adeliger Bischof aus Worms, seinen Auftrag erfüllt, die Christianisierung im südöstlichen Herzogtum Bayern voranzutreiben. Mit der Errichtung des Klosters St. Peter erhält das ehemalige römische Iuvavum eine klerikale Verwaltung, die im Jahr 798 zum Erzbistum aufsteigt. Das Land besitzt reiche Bodenschätze an Salz, Gold und Silber, die über die bereits bestehenden altrömischen Handelsstraßen vertrieben werden. Über die Jahrhunderte bildet sich ein selbständiger Staat innerhalb des Römischen Reiches, der zum Fürsterzbistum erhoben wird. Nur noch Adelige können nun dieses Amt mit kirchlicher und weltlicher Vormachtstellung bekleiden. Nach der Kapitulation gegenüber Napoleon 1803 fällt Salzburg schließlich an Österreich und wird ab 1816 von den Habsburgern regiert. Noch heute stehen dem Salzburger Erzbischof innerhalb der katholischen Kirche gesonderte Rechte zu, ist Salzburg doch das zweitälteste Erzbistum im deutschsprachigen Raum. Und immer noch krönt der einstige Fürstenhut das Landeswappen Salzburgs.
So stark ist der Nachhall bis in die Gegenwart, dass die Salzburger gerne verschmitzt Anekdoten über „ihre“ früheren Machthaber zum Besten geben. Die beliebtesten wollen wir hier verraten.
Leonhard von Keutschach – Die Rübenzahl
Von 1495 bis 1519 regiert der hochgebildete und fromme Erzbischof Leonhard von Keutschach und bringt Salzburg durch geschickte Politik, Ausweitung des Bergbaus und der Fernstraßen zu voller Blüte. In seinem Wappen steht die Rübe, ein Zeichen für Reichtum und Wohlstand. Wie dieses Wurzelgemüse Eingang in das Wappen gefunden haben soll, erzählt die folgende Legende:
Als der junge Schüler Leonhard seinen Onkel besucht, macht dieser ihm heftige Vorwürfe wegen seiner schlechten schulischen Leistungen. Der Bub wird rotzfrech, woraufhin der Onkel wutentbrannt eine Rübe aus dem Feld zieht und sie ihm mit den Worten: „Wenn du dich nicht besserst, brauchst du mir nicht mehr unter die Augen zu treten.“, hinterherwirft. Leonhard nimmt sich diese Ermahnung so zu Herzen, dass er fortan zu einem tüchtigen Schüler und später Erzbischof von Salzburg wird. Wer will, kann auf der Festung Hohensalzburg heute noch bis zu 58 Rübenwappen finden.
Wolf Dietrich von Raitenau – Eine glückliche Liebe mit unglücklichem Ausgang
Ein Machtmensch, geprägt von Machiavelli, übernimmt 1587 im Alter von 28 Jahren die Herrschaft des Fürsterzbistums. Sein Netzwerk reicht bis zu Papst Pius IV, seinem Onkel. Rom wird ihm mit der gerade aufkommenden Barockarchitektur zum Vorbild. Bis heute hält sich das Gerücht, er habe den romanischen Dom und 55 mittelalterliche Bürgerhäuser niederbrennen lassen, um nach barocken Plänen die Stadt umzugestalten. Salzburg gilt infolgedessen als älteste Barockstadt nördlich der Alpen.
1595 lernt er eine um neun Jahre jüngere Bürgerstochter kennen. Ihr Name: Salome Alt. Die entflammte Liebe wird 22 Jahre bis zu Wolf Dietrichs Tod im Jahre 1617 halten und 15 Kinder hervorbringen. Wolf Dietrich versucht alles, um als katholischer Kirchenmann seine Salome ehelichen zu dürfen. Zur damaligen Zeit ging man kurzzeitig sogar von einer Abschaffung des Zölibats aus. Nachdem er mit seinem Vorhaben scheitert, nimmt er Salome zu sich an den Hof und lässt seiner Familie 1606 vor den Toren der Stadt Schloss Altenau, das heutige Schloss Mirabell, erbauen.
Sein undiplomatisches und herrisches Wesen bringt ihn 1611 durch den Krieg um das Halleiner Salz zu Fall. Er wird von den Bayern gefangengenommen. Sein Cousin und Nachfolger, Markus Sittikus, lässt ihn auf der Festung Hohensalzburg einsperren, wo er nach sechs Jahren Gefangenschaft stirbt, ohne seine Salome oder seine geliebten Kinder noch einmal sehen zu können. Die nunmehrige Alleinerzieherin zieht zu ihrer Schwester nach Wels und kann ihrem Geliebten nur heimlich Liebesbriefe zukommen lassen. Auf der Burg Hohenwerfen, der ersten Station seiner Gefangenschaft, ritzte der verliebte Fürsterzbischof folgende Worte in die Wand seiner Zelle:
„Lieb ist Laydes Anfangkh über kurz oder lankh“. [Die Liebe ist des Leides Anfang über kurz oder lang]
Markus Sittikus – Eine verlorene Wette
Sieben Jahre bekleidet Markus Sittikus das Amt seines Vorgängers und Cousins Wolf Dietrich, den er bis zu dessen Ableben 1617 gefangen hält. Er selbst überlebt ihn indes nur zwei Jahre. Die politischen Geschäfte führt er im selben Stil weiter und verschärft erneut die Protestantenhatz. Wofür die Salzburger aber diesen Fürsterzbischof heute noch lieben, ist das Gesamtkunstwerk Hellbrunn. Ein Garten der Gegensätze unter Einbeziehung der gesamten kosmischen Ordnung tut und tat sich dem Besucher auf. Die im Lustgarten errichteten Wasserspiele waren schon damals weit über die Grenzen Salzburgs hinaus bekannt und sind heute die besterhaltenen im europäischen Raum.
Ein Kuriosum ist der Name des Schlösschens Waldems, das vom Hellbrunner Berg auf all die herrlichen Lustbarkeiten herunterblickt. Warum hält sich bis dato hartnäckig der Name „Monatsschlössl“? Als sich 1615 Erzherzog Maximilian von Österreich auf seiner Durchreise in Hellbrunn aufhält, geht Markus Sittikus mit ihm die Wette ein, dass er bis zu seiner Rückkehr innerhalb eines Monats ein Schlösschen erbauen werde. Tatsache ist, dass dieses in äußerst kurzer Zeit fertig gestellt wurde.
Hieronymus von Colloredo – Ein Fußtritt mit Folgen
Der letzte der Fürsterzbischöfe ist ein Reformator der Aufklärung, der beim Volk auf wenig Gegenliebe stößt. Die im Barock aufgekommenen Feiertage, Passionsspiele und abergläubischen Rituale werden verboten, das Schulwesen, die Seelsorge und der Sozialbereich ausgebaut. Salzburg wird zu einem fortschrittlichen und geistig-kulturellen Zentrum.
Was jedoch die Salzburger mit Colloredo verbinden, ist der Hinauswurf Wolfgang Amadeus Mozarts. Diesen hatte der Komponist jedoch selbst heraufbeschworen, denn eine Kündigung seiner Stelle als fürsterzbischöflicher Kapellmeister war zu diesen Zeiten unmöglich. Der junge Komponist glänzt also an seiner Arbeitsstelle vor allem durch Abwesenheit. So lange, bis ihn der Fürsterzbischof mit den Worten: „Soll er doch gehen, ich brauche ihn nicht!“ entlässt. Mozarts direkten Vorgesetzten, Karl Joseph Graf Arco, beauftragt er, das Musikgenie noch kräftig ins Hinterteil zu treten.