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Streetdancerin Olivia Mitterhuemer | © Tourismus Salzburg GmbH
Portraits
Let´s (Street-) Dance: Olivia Mitterhuemer
Hip-Hop und Streetdance in der Mozartstadt? Ja, das passt zusammen – und zwar richtig gut! Mit Flavourama hat Olivia Mitterhuemer 2009 nicht nur die Club- und Streetdance-Szene in Salzburg auf- und ausgebaut, sondern auch eines der größten Streetdance Battles Europas ins Leben gerufen. Wir haben mit ihr über ihre Leidenschaft für den Tanz gesprochen, ihr Engagement für die Streetdance-Szene und über den schönsten Tanz-Spot der Stadt.
Liebe Olivia, wann und wie hast du deine Liebe zum Tanz entdeckt?
Da war ich ungefähr 13. Ich hatte das Glück, dass ich schnell eine tolle Gruppe gefunden habe, eine Crew. Mit 16 Jahren hab‘ ich begonnen, mit meiner Crew durch ganz Europa zu reisen und an Streetdance-Battles teilzunehmen. Das war für mich eine sehr spannende, inspirierende Community. Bereits mit 18 Jahren hab‘ ich dann gemeinsam mit zwei Kolleginnen Flavourama gegründet. Rückblickend denke ich mir: Super, dass wir uns das getraut und einfach gemacht haben. Heute, 15 Jahre später, ist Flavourama eines der größten Streetdance-Festivals in Europa. Ich hab‘ trotzdem die Schule fertig gemacht, hab‘ studiert und nebenbei immer getanzt. Irgendwann war dann klar, dass ich mich selbstständig machen und ganz dem Tanz widmen möchte. Heute bin ich hauptberuflich als Choreografin, Tänzerin, Event-Koordinatorin und künstlerische Leiterin tätig. Außerdem bin ich Gründerin und Co-Leiterin von Potpourri Dance – das ist ein Tanzkollektiv und quasi der Dachverein all unserer Tätigkeiten.
Streetdance – woher kommt das eigentlich?
Street- und Clubdance ist in Amerika entstanden. Es gibt eine Menge unabhängiger Tanzstile, die da dazugehören – von Popping, Locking und Breaking bis hin zu Hip-Hop und House. Das hat mich als Jugendliche sehr gecatcht und ich bin schnell tief reingerutscht in diese ganze Szene.
Warum gerade Hip-Hop und House Dance?
Als junges Mädel wollte ich nach meiner Stepptanz-Erfahrung einfach was Neues ausprobieren. Über ein Tanzstudio bin ich mit Hip-Hop und House-Dance in Berührung gekommen. Hip-Hop ist auf der Straße entstanden, House in den Clubs in Amerika. Beides wurde von marginalisierten Gruppen gegründet und geprägt, vor allen von der Black und Queer Community. Das war zu Anfangszeiten ein Protest gegen das System in Amerika, ein Protest gegen die Diskriminierung dieser Gruppen, die leider bis heute stattfindet. Im Hip-Hop ist vieles an die Musik gebunden. Der Tanz lebt von der Musik. Das hat mich sofort fasziniert. Und auch, dass so ein Zusammenhalt in der Community herrscht. Man fährt auf die Battles und merkt, wie schön das ist, dass Menschen diese Leidenschaft für eine Kunstform teilen und sich über den Körper ausdrücken.
Wie funktioniert Street- und Clubdance im klassischen Salzburg?
Das funktioniert mittlerweile sehr gut! Es ist zwar eine sehr kleine Szene, eine Nischenkultur, aber es gibt ein paar Spots und ein paar Menschen, die viel Aufbauarbeit geleistet haben und das auch nach wie vor tun, damit die Community weiterlebt. Durch Happenings wie Flavourama, aber auch Konzerte, Jams und Performances, gibt es eine Struktur, die sich entwickelt hat. Es existiert auch eine Tanzschule, die sich auf diese Tanzstile fokussiert. Inzwischen vermischt sich Street- und Clubdance auch mit der Welt des zeitgenössischen Tanzes, etwa in der ARGE Kultur oder im Rahmen der Sommerszene. Mittlerweile kann man als Tänzerin oder Choreograf in Salzburg gut leben. Die Menschen werden immer offener für diese Subkultur.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Streetdance Battle nach Salzburg zu bringen?
Damals, als 16-jähriges Mädel, habe ich meine wöchentlichen Kurse gemacht und mein Training für die Meisterschaften. Wir haben aber schnell gemerkt, dass man von internationalen Events abhängig ist, um sich weiterzuentwickeln. Und wir haben gesagt, wenn es das bei uns nicht gibt, dann müssen wir es eben hierherbringen. Inspiriert wurden wir auch von den Kollegen in Salzburg, die Breakdance veranstalteten. Die waren so etwas wie Wegbereiter für die Szene. Wir haben dann im Lehrbauhof Salzburg begonnen, mit etwa 200 Besuchern, und uns in 3-Jahres-Schritten gesteigert. Mittlerweile ist Flavourama ein neuntägiges Festival. Es ist schön zu sehen, wie sich das weiterentwickelt hat. Obwohl wir schon noch mit Klischees zu kämpfen haben – etwa, dass das nur was für Junge ist. Dabei ist unsere Zielgruppe mittlerweile vom Kleinkind bis zur 70-Jährigen!
Kannst du dir vorstellen, auch mal mit den Festspielen gemeinsame Sache zu machen?
Ich arbeite persönlich bereits mit den Osterfestspielen zusammen und war auch schon bei jung & jede*r, dem jungen Programm der Salzburger Festspiele, mit von der Partie. Eine Kooperation zwischen Flavourama und den Festspielen wäre bestimmt spannend. Wir arbeiten bereits mit einigen Kulturinstitutionen zusammen, etwa mit dem Mozarteum, gehen viel in den öffentlichen Raum und bewusst in prestigeträchtige Räumlichkeiten. So wollen wir die Subkultur auch in andere Bereiche bringen und gewisse Berührungsängste auf beiden Seiten abbauen.
WAS MACHT SALZBURG EINZIGARTIG FÜR DICH?
INSIDERTIPPS
Als Fan von modernem Tanz – wo findet man Gleichgesinnte in dieser UNESCO-Stadt?
Da fällt mir als erste Adresse das Streetdance-Center Salzburg ein. Das ist eine Tanzinstitution, die sich auf Hip-Hop und ähnliche Stile fokussiert. Dort hab‘ ich selbst angefangen, als ich 13 war. Hin und wieder gibt es in Salzburg auch Musikpartys oder Jam Sessions. Ein echter Geheimtipp ist in diesem Zusammenhang der Club Analog im Jetlag. Das ist wie eine intime Wohnzimmerparty mit DJs, die Hip-Hop, Funk und Soul auflegen. Außerdem kann ich nur empfehlen, auf Tanzfestivals zu gehen. Das ist vor allem zeitgenössischer Tanz, aber es gibt mittlerweile auch viele Produktionen, die sich mit Hip-Hop und Clubdance beschäftigen. Und natürlich Flavourama. Tanz ist sehr abstrakt, aber es ist eine sehr schöne Kultur- und Kunstform. Deshalb: Hingehen und einfach schauen, wie es einem gefällt.
Welcher ist der schönste Tanz-Spot in Salzburg?
Das ist eine schwierige Frage. Aber ich würde sagen, der Vorplatz des Uniparks im Nonntal. Da trainiere ich im Sommer gerne gemeinsam mit House-Dancerinnen. Es ist ein schöner Platz, man hat Raum, sich zu bewegen und schaut dabei noch rauf zur Festung und zum Kloster Nonnberg.
Wo bekommt man den besten Coffee to go?
Ganz klar: beim Café 220 Grad.
In welchem hippen Lokal kann man abends entspannt Zeit verbringen?
Auf jeden Fall im YUEN in der Innenstadt. Das ist mein Lieblingslokal mit richtig feiner kantonesischer Küche.