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Portraits

Der Zauber vergangener Zeiten: Andrea Stockhammer

Das DomQuartier kann viele Geschichten erzählen. Von Macht und Musik, von Aufstieg und Niedergang. Stolze 1.300 Jahre Herrschaftsgeschichte finden unter seinem historischen Dach Platz – es ist das Herzstück des Salzburger UNESCO-Welterbes. Seit Herbst 2022 lenkt Andrea Stockhammer als Direktorin die Geschicke dieses einzigartigen Museums. Wir haben mit ihr über die Bedeutung des DomQuartiers für Salzburg gesprochen, über feierfreudige Fürsterzbischöfe und den Zauber vergangener Zeiten.

Liebe Frau Stockhammer, Sie leiten seit Oktober 2022 das DomQuartier Salzburg. Was macht diese Aufgabe für Sie reizvoll?

Die historisch gewachsene Einheit aus einer weltlichen Residenz mit einer Metropolitankirche und einer Abtei ist wirklich etwas Außergewöhnliches. Diese drei Elemente haben einen sehr unterschiedlichen Charakter. Sie sind eine spannende Kombination. Außerdem finde ich es besonders reizvoll mit Sammlungen zu arbeiten, bei denen es einen historischen Zusammenhang zwischen den Kunstschätzen und dem Ort gibt, an dem sie bewahrt und präsentiert werden.

Das DomQuartier ist 2014 als Zusammenschluss der Institutionen Prunkräume der Residenz, Residenzgalerie, Dommuseum und Museum St. Peter entstanden. Welche Chancen und Herausforderungen hat das mit sich gebracht?

Ich bin überzeugt davon, dass das DomQuartier unverzichtbar für die kulturelle Identität von Stadt und Land Salzburg ist. Wir haben die Chance und Aufgabe, diese historischen Wurzeln erlebbar zu machen. Das DomQuartier ist das Herzstück des Welterbes von Salzburg und hat noch heute geistlichen und weltlichen Charakter. Besonders interessant finde ich, dass bei uns daher auch immaterielle Werte eine Rolle spielen. Monstranzen und andere liturgische Geräte sind nicht bloß Museumsstücke, sondern werden auch heute noch bei festliche Messen verwendet. Eine besondere Herausforderung ist, dass das Museum in seiner Gesamtheit ein Rundgang ist, den man schwer abkürzen kann. Wir müssen den Besuchern Orientierung geben, damit sie diesen Kosmos in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit so erkunden können, dass sie es als persönliche Bereicherung empfinden.

Das Erbe der Fürsterzbischöfe ist in der ganzen Stadt sichtbar und spürbar, aber vielen vielleicht auch nicht immer bewusst. Wie macht man dieses Thema heute (be-)greifbar?

Unser Vorteil ist, dass wir ja nicht wie ein „white cube“ funktionieren, in den man eine Ausstellung über die Fürsterzbischöfe hineingesetzt hat. Wir sind DER authentische Erlebnisort für das barocke Salzburg, für die prachtvolle Hofhaltung der Fürsterzbischöfe. Diese Räume zu durchschreiten ist ein sinnliches Erlebnis. Das Eintauchen in die Atmosphäre des Domes aus der Perspektive der Orgelempore erleben viele Menschen als einen spirituellen Moment. Wichtig ist es, die schönen Dinge nicht nur als Kunst zu betrachten, sondern von ihrer Funktion und Bedeutung zu erzählen. Besondere Veranstaltungen wie Feste und Konzerte helfen dabei, sich in vergangene Lebenswelten hineinzuversetzen. Auch multimediale Vermittlung muss künftig eine größere Rolle spielen.

Das DomQuartier hat eine große Bedeutung für die Musikgeschichte der Stadt. Was können Sie uns dazu erzählen?

Salzburg hat den Welterbestatus auch wegen seiner Bedeutung für die Musikgeschichte erhalten, insbesondere wegen der Verbindung zu Mozart. Für immaterielle Werte kann man ja nur ausgezeichnet werden, wenn etwa Bauten erhalten sind, die unmittelbar Zeugnis ablegen können wie beispielsweise der Dom und die Residenz zu Salzburg für das Wirken Mozarts. Für diese Orte hat Mozart komponiert, hier ist er selbst aufgetreten. Er schätzte die Vielfalt an Anlässen, für die er den musikalischen Rahmen schaffen sollte. Das Großartige ist ja, dass die Räume selbst auch heute noch so authentisch erhalten sind, dass sie ihre Klangqualität aus Mozarts Zeit bewahrt haben. In dieser Tradition veranstalten wir ausgewählte Konzerte im DomQuartier.

Im DomQuartier sind demnächst größere Umbauarbeiten geplant. Worauf dürfen sich Besucher in Zukunft freuen?

Das DomQuartier erhält ein Besucherzentrum. Wir brauchen einen Ort, an dem wir erklären, wer wir sind. Und an dem klar wird, dass dieses komplexe Gebilde mehr ist als die Summe seiner Teile. Diese Form der Vermittlung wird im Erdgeschoss der Residenz Platz finden. Wir freuen uns, dass das Domgrabungsmuseum saniert wird und die römerzeitlichen archäologischen Bestände des Salzburg Museums in unseren Kellergewölben Einzug halten werden. Damit erweitern wir unsere Erzählung um die Anfänge der Stadt Salzburg. Wir werden die Servicequalität für unsere Besucher steigern, ein neues Orientierungssystem erhalten und die Residenzgalerie bekommt die notwendige Verbesserung ihrer klimatischen Bedingungen.

Wie begehen Sie das 10-jährige Jubiläum des DomQuartiers?

Das große Highlight des heurigen Jahres ist sicher unsere spektakuläre Venedig-Ausstellung. Sie wird der erste Gastauftritt des Kunsthistorischen Museums Wien in Salzburg sein und bringt Hauptwerke von Tizian über Tintoretto und Veronese bis Canaletto in die Residenzgalerie. Wir erzählen die unglaubliche Erfolgsgeschichte der venezianischen Malerei Tizians und seiner Zeitgenossen, die über Jahrhunderte vielfältigen Nachhall gefunden hat. Es wird einen Tag der offenen Tür geben, besondere Konzerte und ein venezianisches Fest am 31. August, bei dem wir die ganze Stadt einladen, mitzumachen. Ein weiterer Höhepunkt wird die Präsentation des restaurierten Rupertuskreuzes am Rupertitag sein, mit der das Dommuseum sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Und wir beteiligen uns gerne am Welterbetag, an dem wir eine interaktive 3D-Visualisierung von über 1000 Jahren Baugeschichte des Dombezirks detailreich greifbar machen.

Das DomQuartier erzählt viele Geschichten. Welche davon sollte man unbedingt gehört haben?

Ich finde die Lebensgeschichte von Wolf Dietrich von Raitenau abenteuerlich und zugleich wichtig für Salzburg: seine Sozialisierung in Rom bei seinem Onkel, Kardinal Altemps, wie er diesen neuen barocken Stil und die Begeisterung für Italien nach Salzburg gebracht hat; dieser unbändige Gestaltungswille, mit dem er den Neubau der Residenz und die Umformung des Stadtzentrums in Angriff genommen hat; die Liebesgeschichte mit Salome Alt, die er eigentlich heiraten wollte; seine Unnachgiebigkeit im Konflikt mit Bayern, die Gefangennahme auf der Flucht und das traurige Ende in Gefangenschaft auf der Festung Hohensalzburg. Eine hollywoodreife Geschichte.

Dr. Andrea Stockhammer | © Tourismus Salzburg

Was macht Salzburg für Sie einzigartig?

INSIDERTIPPS

Wo ist in Salzburg – außerhalb des DomQuartiers – das fürsterzbischöfliche Erbe noch besonders spürbar?

In Hellbrunn, dem Lustschloss von Markus Sittikus. Das ist so ein zauberhafter Ort! Auch hier zeigt sich die Liebe zu Italien im Wirken von Santino Solari und Arsenio Mascagni. Und auch dieses Schloss ist wie die Residenz ein Ort herausragender Festkultur gewesen. Hier mit Wasserspiel, römischem Theater und Grotten. Ich wäre gerne bei so einer Festgesellschaft von Markus Sittikus dabei gewesen!

Welcher Ort in Salzburg ist für Sie zeitlos schön?

Ich sitze sehr gerne im Sommer im Schanigarten vom Museumscafé im Salzburg Museum und schaue über den Residenzplatz auf die Residenz und den Dom. Wenn das Wasser im Brunnen plätschert und die Sonne gleißt, fühle ich mich wie in Italien. Das hat Grandezza, das ist für mich zeitlos schön.

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