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Stieglkutscher Herbert Schröder | © Veronika Zangl MMPR
Portraits
Hoch auf dem roten Stieglbier-Wagen…
Wenn in Salzburg der Verkehr ins Stocken gerät, kann das einen ungewöhnlichen Grund haben: Die Stiegl-Bierkutsche ist wieder unterwegs! Wie dereinst liefert die Maxglaner Stieglbrauerei den beliebten Gerstensaft aus. Seit 28 Jahren sitzt Herbert Schröder auf dem Kutschbock und betrachtet die Stadt aus einer ganz besonderen Perspektive…
Hat da jemand am Rad der Zeit gedreht? Zumindest drängt sich dieser Gedanke auf, wenn Besucher und Einheimische mitten in Salzburg plötzlich wie angewurzelt innehalten. Vermutlich stehen sie gerade vor einer der beiden rustikalen Stiegl-Bierkutschen mit imposanten Tigernorikern. Stiegl ist die älteste Privatbrauerei Österreichs – und schwört bei der Auslieferung auf Tradition.
Die Tage eines Bierkutschers beginnen früh – um 4:30 Uhr! Herbert Schröder und seine gefleckten Hengste sind ein eingeschworenes Team. Liebevoll nennt er den vorlauteren der beiden Noriker ‚Burli‘, bevor er das Pferdegeschirr mit fachkundigem Blick kontrolliert. Eigentlich lernte er Tischler und war danach Baggerfahrer. Als ihn eines Tages der Prokurist mit dem Bierkutscher-Jobangebot anrief, konnte er nicht widerstehen. Seitdem sind der sympathische Kutscher und die beiden Noriker-Hengste ‚Lord‘ und ‚Lenz‘ unzertrennlich mit dem Salzburger Stadtbild verschmolzen.
Wann ist für dich Salzburg am schönsten?
Wenn die Sonne scheint und noch wenige Leute unterwegs sind. Aber auch Regenwetter stört mich nicht.
Fährst du mehrere Routen?
Ich habe jeden Tag eine andere! Es gibt immer bestimmte Wirtshäuser, die ich beliefere. Zum Beispiel fahre ich zweimal in der Woche nach Siezenheim. Dann wiederum bin ich in Taxham oder Maxglan unterwegs. Das ist ganz verschieden und ich bin überall gleich gerne unterwegs.
Was ist das Lustigste, das dir jemals bei einer Auslieferung passierte?
Einmal stand ich im Halte- und Parkverbot und lud Bier ab. Ein ganz junger Polizist kam, um mir einen Strafzettel zu verpassen. (Lacht) Er fragte mich, wo bei meiner Kutsche der Strafzettel hinkomme? Ich schlug vor, dass er ihn ja hinten beim Schweif einklemmen könne. Das Ross müsse ohnehin wieder misten, dann erledige sich das von selbst. Damit war das Thema beendet. Der Polizist meinte, man könne mit mir nicht reden und fuhr weiter.
Was hat sich im Laufe der Jahre beim Bierausliefern verändert?
Vor 28 Jahren gab es viel weniger Verkehr als heute.
Hast du Lieblingsplätze in Salzburg?
Die Altstadt! Die ist wirklich schön. Mit den Pferden fahre ich auf meinen Touren auch rein. Natürlich fotografieren die Besucher dann wie wild.
Vormittags Bierfahren, abends Straßentheater
Die sommerlichen Monate bringen eine Besonderheit auf Salzburgs Straßen. Dann nämlich kutschieren Herbert Schröder und seine Rösser das Salzburger Straßentheater. Das wurde vor über 40 Jahren gegründet. Ursprünglich für alle, die sich keine Karten für die Festspiele leisten konnten, ist es heute fixer Bestandteil der Salzburger Kulturszene. Gespielt wird unter freiem Himmel: in Parks und auf freien Plätzen. Bei Regenwetter wird auf überdachte Alternativen ausgewichen. Dann stehen Herbert Schröder und seine Rösser geduldig vor der Aufführungsstätte und warten, bis die Vorstellung vorbei ist. Die Nächste wartet bereits und die Pferde scharren schon wieder erwartungsvoll mit den Hufen…