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Zwerg | © Tourismus Salzburg GmbH
Schauplätze
Im Reich der Zwerge: der Salzburger Zwergelgarten
Sie haben über 320 Jahre auf dem Buckel, wurden aus echtem Untersberger Marmor geformt, versteigert und wieder in ihre Heimat zurückgeholt: Könnten die Zwerge aus dem Salzburger Zwergelgarten sprechen, ihre Geschichten wären wohl hollywoodreif. Doch auch ein Spaziergang von Zwergin zu Zwerg offenbart so manch kuriose Hintergründe.
Es sind schon eigenartige Gesellen die einem da entgegenwinken, schelmisch grinsen, ein Huhn im Arm haben oder nachdenklich in den Himmel blicken. Sie hatten auch viel Zeit, um ihre Posen zu perfektionieren, denn die berühmten Zwerge aus dem Salzburger Zwergelgarten stammen aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Um die natürliche Schönheit der Zwerge zu bewahren, wurden 17 kleine Wichte von Mitte November 2017 bis Mai 2018 einer gründlichen Sanierung unterzogen. Seit Frühjahr 2018 erstrahlen die munternen Zwerge, die alle aus edlem, weißen Marmor gefertigt sind, in neuem Glanz und wirken durch die innovative Anordnung auf Postamenten erhabener denn je. Und während wir also durch den Garten der Zwerge schlendern, stellen wir fest, dass offenbar jede Figur eine Aufgabe hat.
Von Gärtnern und Ballspielern
Sehr symbolträchtig ist beispielsweise der Zwerg mit dem Spaten. Der müßig gen Himmel gerichtete Blick täuscht: Dieser Zwerg ist ein waschechter Gärtner, er symbolisiert den Monat März, in dem traditionell die Gartenarbeit beginnt. Der alte Gärtner zählt zu den besterhaltenen Figuren des Gartens. Wer den Zwerg einer genauen Musterung unterzieht wird feststellen, dass auf seiner Glatze eine Beule prangt. Bei deren Deutung scheiden sich die Geister: Hat sich der Gärtner die Beule bei seiner manchmal gefährlichen Arbeit zugezogen? Oder steht sie vielmehr für das „Teufelshorn“, das man von Harlekin-Masken kennt? Am besten, Sie machen sich persönlich ein Bild davon.
Karikaturen aus dem 17. Jahrhundert
Und da wären auch noch die beiden marmornen Gesellen, die auf der Brücke zum Bastionsgarten thronen. Diese beiden berühmten Barockzwerge finden Sie in ein Spiel vertieft, das sich zu Zeiten der Renaissance größter Beliebtheit erfreute: das Pallonespiel. Ein Spieler wirft den Ball, der andere Spieler schlägt ihn mit einem hölzernen, eisenbesetzten Stachelärmel zurück. Schauen Sie sich die Zwerge genau an: Sie werden sehen, dass der Zwerg mit dem Ball den Mund zu einem Warnruf geöffnet hat, während der Zwerg mit dem Stachelärmel auf den Wurf wartet. Den Kopf des Werfers ziert ein Topf – eine kuriose Kopfbedeckung, die auf den karikaturistischen Hintergrund der Zwergenfiguren schließen lässt. Denn alle Salzburger Zwerge gehen auf Karikaturen zurück, die der französische Grafiker Jacques Callot Anfang des 17. Jahrhunderts ursprünglich in Kupferstichen verewigt hatte.
Das Zwergenreich mitten in Salzburg
Anfangs waren es 28 Zwerge, die zur Zeit von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun den Zwergelgarten bevölkerten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Zwerge im Zuge der Aufklärung aus dem Mirabellgarten verbannt und schlussendlich versteigert. Ihren Wert für die Kulturgeschichte erkannte man erst mehr als hundert Jahre später. So kam es, dass 1919 Zwerge aus Gärten im Salzburger Land, dem Hausruck und aus Bayern geholt und wieder dorthin gebracht wurden, wo sie ursprünglich gestanden hatten: mitten im Herzen von Salzburg. Zwar sind es heute nur noch 17 Zwerge und sie stehen auch nicht mehr direkt im alten Zwergelgarten, sondern im angrenzenden Kleinen Bastionsgarten, der auch Wasserbastei genannt wird. Aber die Salzburger sind stolz auf ihre Zwerge und den ältesten Zwergelgarten Europas. Und wer weiß – vielleicht finden in Zukunft doch alle Marmorfiguren wieder auf der historischen Erde im barocken Garten zusammen – im kleinen großen Reich der Zwerge.