Chor-Orchesterkonzert
Johannes Brahms & Gottfried von Einem
Das Chor-Orchesterkonzert beginnt mit der Orchesterstudie „Wandlungen“ über Motive der Arie des Papageno „Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich…“ aus der Zauberflöte. Gottfried von Einem komponierte diese Hommage zum 200. Geburtstag Mozarts. Rhythmen und Themen werden mit großer Raffinesse immer weiter fragmentiert und abstrahieren das Werk weitestgehend vom Ursprungsthema.
Mit der „Altrhapsodie“ für Altstimme und Männerchor über Teile aus Goethes „Harzreise im Winter“ gelingt Johannes Brahms ein Werk von eindringlichster Ausdruckstiefe. Die Verzweiflung darstellende Harmonik der Introduktion („…von Öde verschlungen…“) führt in die flehentliche Bitte der Altstimme („…ach wer heilet den Schmerz…“); im abschließenden Choralgesang des Männerchors im Dialog mit der Altstimme wird in Gebetshaltung der „Vater der Liebe“ zur Tröstung angerufen.
Das zentrale Werk des Konzertabends ist der Liederzyklus „Rosa mystica“ von Gottfried von Einem nach ausgewählten Gedichten von H. C. Artmann. Der namengebende Titel bezieht sich auf die Vertonung des fünften Liedes nach Artmann:
„maria wird vom glanz der abendlichen sterne versiegelt
der bittere gelbe mond zu ihren füßen träumt aus steinernen tulpen
die nacht der brunnen fällt wie ein enzianblaues kleid weit in den bergen
aus dem gezweig der zeder schimmert ein mattgoldenes kreuz
ein stiller sanfter heiligenschein der ihr rundes haupt birgt.
der stundenschlag vor morgen verklingt leise
und im rötlichen dämmer der rostmüden torgitter
sinkt langsam von ihrer hand entblättert
die traumschwere rose.“
Die Liebeslyrik Artmanns sowie die kongenial expressive Musik Gottfried von Einems erzielen eine Ausdrucksdichte ähnlich den großen Liedzyklen Schuberts oder Mahlers. Die lyrisch-metaphorischen Sprache Artmanns inspiriert den Komponisten zur Aufbietung der gesamten Palette seines kompositorischen Könnens. Heiter bis melancholische Melodiebögen wechseln mit ekstatischer, bizarrer Melodieführung ab – von Walzerseligkeit bis Trauerkondukt, von Liebessehnsucht zu Verlassenheit.
Das Konzert endet mit Johannes Brahms Klagegesang „Nänie“ über die ergreifende Dichtung von Friedrich Schiller „Auch das Schöne muß sterben“. Brahms komponierte das Werk anlässlich des Todes seines Freundes, des Malers Anselm Feuerbach. In diesem berührenden dreiteiligen Chorwerk (Lob, Klage, Trost und Erkenntnis) lässt Brahms im Klagegesang dennoch Tröstung angesichts der Unwägbarkeit des Schicksals durchscheinen. Dies verkörpern die Eingangstonart D-Dur und der Mittelteil in Fis-Dur – sie lassen uns die Klage lichtdurchflutet erleben und Hoffnung aufkeimen. „Selbst wenn auch die Helden der Antike nicht vor der Vergänglichkeit bewahrt werden konnten: Am Ende bleibt Trost und das Wissen, dass das Schöne im Gesang in verwandelter, verherrlichter Form fortlebt.“
Gottfried von Einem (1918–1996)
„Rosa mystica“ Acht Lieder nach Texten von H. C. Artmann
„Wandlungen“, op.21
Johannes Brahms (1833–1897)
Nänie op. 82
Alt-Rhapsodie op. 53
- Katharine Goeldner – Mezzosopran
- Martin Achrainer – Bariton
- Kammerchor Salzburg & Chor Salzburg Vocal
- Orchester der IMP Salzburg
- Rosa Artmann, Sprecherin H.C.Artmann Texte
- Hans-Josef Knaust Dirigent
Der Verein steht für die Aufführung künstlerisch hochwertiger Werke, welche in den konventionellen Konzertprogrammen selten zu hören sind. Im Sinne des vom Verein entwickelten Mentorenprogramms werden die ausgewählten Werke durch professionelle Musiker in Verbindung mit jungen Studierenden zur Aufführung gebracht.
Das Repertoire erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte, mit besonderem Augenmerk auf die zeitgenössische Musik (u.a. Strawinsky, von Einem, Kagel). Auch kontrovers diskutierte Werke gehören zur bevorzugten Programmlinie. Dem Verein ist daran gelegen, die Musikwerke in den akustisch bestmöglichen Aufführungsorten zu realisieren.