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Marionettentheater in Salzburg | © Susanne Spiel
Kunst & Kultur
Kleine Oper, ganz groß: Einmalige Kulturerlebnisse
Zu einem Stadtbesuch in Salzburg gehört Kultur einfach dazu: Im Marionettentheater erleben wir, wie das Kleine groß aufspielt. Apropos klein: Da hätten wir noch einen Tipp!
Oper an Fäden seit 1913
Salzburg und die Festspiele, das ist eins. Seit mehr als 100 Jahren. Doch es gibt eine andere alt eingesessene Kulturinstitution, die mit der Stadt untrennbar verbunden ist: das Salzburger Marionettentheater, gegründet 1913 von Anton Aicher. An der heutigen Spielstätte in der Schwarzstraße 24 direkt neben dem Landestheater führen kleine Darsteller große Kunst auf: Opern wie die „Zauberflöte“, „Fidelio“ oder „Ein Sommernachtstraum“ oder auch eine eigene Musicalversion von „Sound of Music“.
Salzburger Marionettentheater: Eines der letzten seiner Art
Das Ensemble besteht aus rund 600 hölzernen Puppen im laufenden Jahresrepertoire und ihren 10 Puppenspielerinnen und -spielern rund um den künstlerischen Leiter Philippe Brunner. Wer hier auftritt, muss das sogenannte Salzburger Kreuz beherrschen: Das Führungskreuz der Marionette in T-Form mit Dreieck und Stab für die Hände verlangt unglaubliche Fingerfertigkeit – aber erzeugt zugleich die lebendigen Bewegungsabläufe, die die Illusion perfekt und die Puppe so menschlich macht.
Sechs bis acht Jahre dauert es, bis man alle Figuren spielen kann. „Weltweit gibt es nur noch wenige hauptberufliche Marionettenspieler“, sagt Brunner. „Es ist eine Kunst, die aus der Zeit gefallen scheint. Aber wir spüren seit Jahren den Drang nach dem Analogen.“ Und nach mehr Zeit – und die spielt eine große Rolle auf der Guckkastenbühne: Nur so ist die Illusion möglich, von der das Puppenspiel lebt. „Die Zuschauer sind große Mitarbeiter in unseren Vorstellungen“, sagt Brunner. „Die Puppen sind Projektionsfläche, wie beim Stummfilm. Wir Spieler drücken Gefühle aus und das Publikum projiziert diese auf die Marionette. Dadurch beginnt die Puppe zu leben.“
Hauseigene Werkstatt für die handgearbeiteten Puppen
Auch die aufwändige Handarbeit macht die Marionetten so einzigartig und lebendig: Jede Puppe wird in den eigenen Werkstätten selbst geschnitzt, gebaut und kostümiert. Zuerst aber geht der Entwurf für die Puppen an Kostümbildner, die die Puppen kreieren, gemeinsam mit den Regisseuren. Schon jetzt müssen sich die Kreativen überlegen: ‚Wer sind die Charaktere‘? „Anders als beim normalen Theater kann man nicht erst während der Proben eine Figur entwickeln“, sagt Brunner.
Steht der künstlerische Entwurf, bauen zwei Kollegen im Marionettentheater in der Werkstatt die Puppenkörper und schnitzen sie. Einer von ihnen ist Vladimir Fediakov: „Das Aussagekräftigste an der Puppe ist der Kopf. Wenn ich schnell bin, sitze ich daran drei Tage. Aber es kann auch Monate dauern, weil ich korrigieren oder neu anfangen muss.“ Sein Kollege Edouard Funck, der in der Werkstatt die Kostüme schneidert, ergänzt: „Wir erzählen eine Figur auch über den Schnitt und die Farbe ihrer Kostüme. Und legen Wert auf noch das kleinste Detail im Gewand.“
Kommt es nach gut anderthalb Jahren Vorbereitung endlich zur Aufführung, beginnt das große Staunen des Publikums, weiß Philippe Brunner: „Viele sind überrascht, dass sie auch als Erwachsene noch in eine solche fantasievolle Welt eintauchen können. Doch das gehört einfach zur Grundausstattung von uns Menschen!“
Salzburgs Toihaus Theater: Kultur auch für Kleine
Klar, von den kleinen Darstellern im Marionettentheater lassen sich auch und gerade Kinder verzaubern. Doch für sie gibt es noch einen anderen besonderen Kulturort: das Toihaus Theater in der Franz-Josef-Straße 4. Nur wenige Schritte vom Mirabellgarten entfernt, bietet das Theater für Musik, Tanz, Sprache, bildende Kunst einen aufregenden Spielraum für zeitgenössische Produktionen. Hier fühlt sich Publikum wohl, das offen für Experimente und neue Ausdrucksformen ist – und das lässt sich von Kindern ja meistens behaupten. Und so lockt das Toihaus schon Kleinstkinder ab 1 Jahr ins Theater: zum einen in Form des biennalen Festivals BimBam, bei dem außer Eigenkreationen auch Gastspiele aus dem In- und Ausland zu sehen sind. Zum anderen stehen (neben den Inszenierungen für Erwachsene) rund drei Kinderstücke pro Saison auf dem Spielplan, wo Instrumente zu Schauspielern werden, alle Sinne angesprochen werden und märchenhafte Bilder Groß und Klein verzaubern: Denn für poetisch-theatrale Momente ist man nie zu alt. Und wann lassen Sie sich von Salzburgs besonderer Kultur berühren?