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Harald Krejči, Direktor des Museum der Moderne Salzburg | © Tourismus Salzburg GmbH
Portraits
Kunst als sinnliches Gesamterlebnis: Harald Krejči
Ein Museum, zwei Standorte, eine Mission: Kunst erleb- und begreifbar zu machen. Mit Harald Krejči lenkt seit Jahresbeginn 2023 ein bekennender Salzburg-Liebhaber die Geschicke des Museum der Moderne Salzburg. Wir durften den sympathischen Kunstexperten zum Gespräch bitten: über Kunst im Allgemeinen und im Besonderen. Über Salzburg und (Welt-) Kultur. Und über Plätze, an denen man die Zeit vergisst.
Herr Krejči, Sie sind für Ihren Job als Direktor des Museum der Moderne nach Salzburg gesiedelt. Was hat die Mozartstadt so attraktiv für Sie gemacht?
Zum einen das Museum selbst. Ich finde, es ist sehr attraktiv und beherbergt schöne Sammlungen. Auch die zwei Standorte finde ich toll. Auf der einen Seite das Rupertinum, historisch verwurzelt und mitten in der Altstadt. Auf der anderen Seite das moderne Museum am Berg, das dort oben schwebt wie ein Satellit. Ich sehe es als Herausforderung, die Distanz abzubauen, die durch die Lage, durch den Aufzug suggeriert wird. Neben dem Museum fasziniert mich auch die Stadt Salzburg. Sie ist unglaublich schön, mit dieser langen Tradition und lebhaften Kulturszene. Salzburg besitzt eine einzigartige Lebensqualität mit sehr viel Grün und den Seen rundherum.
Stichwort „Zeitgeist im Welterbe“: Wo in Salzburg zeigt sich das Ihrer Meinung nach besonders schön?
Ich denke, vor allem durch die starke Verwurzelung der Salzburger Festspiele. Sie sind ein Momentum, ein Identifikationsfaktor, das den Zeitgeist auffängt und im Sinne von Salzburg weiterträgt. Dazu zählt die Musiktradition mit Mozart genauso wie auch der Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern von heute. Zeitgeist bedeutet für mich auch, dass der Umgang mit einem sehr offenen Kunstbegriff stattfindet. Wir leben in einem dynamischen, veränderlichen Zeitgeist. Auch das Welterbe ist dynamisch – so empfinde ich es, wenn ich durch Salzburg gehe. Von der Mozartwoche über die Osterfestspiele bis hin zu Streetdance und den Sommerfestspielen – Salzburg bietet den Menschen sehr viel, um zusammenzukommen, um gemeinsam etwas zu erleben. Ich empfinde es als sehr bereichernd, wie zusammenarbeitsfreudig die Vereine und Institutionen hier sind. Man kommt leicht mit Menschen in Kontakt. Das ist keine Lobhudelei, sondern genau das, das ich in den ersten Monaten in meiner neuen Stelle erlebt habe.
Was zeichnet den Standort des Museum der Moderne am Mönchsberg für Sie aus?
Das Museum und der Berg sind ein unglaubliches Gesamterlebnis. Man geht aus der Stadt hinauf, vorbei an Weltkulturerbestätten, durch die Natur und hat dann oben die Festung im Blick. Vor dem Haus stehen Skulpturen, es gibt ein schönes Lokal mit guter Kulinarik. Das Erlebnis ist sehr vielfältig. Mein Wunsch ist, dass man auch die Kunst als solches Erlebnis wahrnimmt. Das Museum bietet vielleicht einen anderen Blick auf bestimmte Dinge. Es kann zum Innehalten einladen. Das verbindet uns ein Stück weit auch mit dem Wald: Man geht raus, um Luft zu schnappen, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht auch, um bei sich selbst zu sein und sich gleichzeitig von Neuem bereichern zu lassen. Und dann spaziert man wieder hinunter in die Stadt, geht seiner Arbeit, seinen Aktivitäten nach. Kunst hat für mich auch immer etwas mit sinnlichem Erleben zu tun. Das wollen wir oben am Berg vermitteln: Wir möchten das Erlebnis Natur und das Erlebnis Museum zusammenbringen.
Was genau ist der Unterschied zwischen dem Museum auf dem Mönchsberg und dem Standort Altstadt (Rupertinum)?
Grundsätzlich sind es ja zwei Standorte unseres Museums. Das Rupertinum ist das historische Gebäude in der Innenstadt bei den Festspielhäusern. Dieser Standort transportiert für mich immer auch Geschichte und dockt daran an, was in der Stadt passiert. Der Mönchsberg ist eher ein Ort, wo man das Erlebnis der Kunst zu einem Gesamtereignis macht. Da haben wir größere Hallen und mehr Ausstellungsfläche. Zukünftig wollen wir auch Festlichkeiten mehr als integralen Bestandteil des Museums sehen, zum Beispiel im Zuge von Ausstellungseröffnungen.
Wie stehen Sie zum Museumsprojekt Belvedere, der Salzburg-Dependance des Belvedere Wien, im neu geschaffenen Ausstellungsbereich in der Neuen Residenz?
Das Belvedere wird den Museumsstandort Salzburg auf alle Fälle stärken. Ich sehe das als Mehrwert und Zugewinn – auch für uns, weil das Belvedere einen Bereich abdecken wird, der in Salzburg sonst nicht so sichtbar ist. Ich sehe da keinerlei Konkurrenz, sondern ganz im Gegenteil eine spannende gegenseitige Befruchtung.
Sie legen großen Wert auf Kunstvermittlung. Wie wollen Sie das in Ihrer aktuellen Funktion umsetzen?
Ich möchte, dass sich die Besucher sehr gut und intuitiv die Informationen holen können, die sie brauchen, damit sie sich mit der Kunst auseinandersetzen können. Es braucht zwei Dinge im Museum: Verstehen und Verständnis. Ich kann nur Verständnis entwickeln für etwas, wenn ich es verstehe. Dafür müssen wir im Museum sorgen.
WAS MACHT SALZBURG FÜR SIE EINZIGARTIG?
INSIDERTIPPS
Wo kann man Kunst im öffentlichen Raum kostenlos konsumieren?
Auf dem Weg vom Nonntal ins Museum bleibe ich gerne am Kapitelplatz stehen. Die Skulptur „Sphaera” von Stephan Balkenhol ist toll. Die Verbindung zwischen dem Kirchturm mit der goldenen Kugel und der Kugel, auf der der Mensch steht, der jedermann sein könnte – das ist ein schönes Zeichen. Mir gefallen auch die Graffiti unter der Kugel. Sie zeigen, dass die Menschen die Skulptur für sich vereinnahmt haben. Genauso die Schachfiguren daneben – hier findet soziales Leben statt, Kunst und Intellektualität, aber auch Spiritualität. Das definiert den Platz kongenial! Da bleibe ich gerne stehen und schaue einfach zu. Ich finde, die Zeit vergeht dabei anders. Und Kunst ist dann gut, wenn man die Zeit vergisst.
Welche Veranstaltungen besuchen Sie in Salzburg?
Ich möchte in ein Konzert ins Rockhouse gehen. Ich mag auch experimentelle elektronische Musik gerne und Neue Musik. Im Haus der Natur war ich schon, weil der Kollege dort eine Kunstausstellung gemacht hat, und auch das DomQuartier habe ich schon besucht. Ach ja, und ich freue mich auf den Ligeti-Schwerpunkt der diesjährigen Salzburger Festspiele.
Welches moderne Restaurant besuchen Sie am liebsten?
Das Schrei. Ein Pop-up-Restaurant. Dort habe ich super gegessen und es war wirklich ein besonderes Erlebnis. Würde ich als Geheimtipp stehenlassen.
Letzte Frage: Von welchem Punkt aus hat man Ihrer Meinung nach den schönsten Blick auf die Salzburger Altstadt?
Der Blick von der Terrasse des Museumsstandorts Mönchsberg ist wunderschön. Da schaut man an der Salzach entlang und in die Altstadt hinein, man hat die Festung in Sichtnähe und die Berge dahinter. Der Mönchsberg ist ein sehr spezieller Ort mit besonders schönen Ausblicken. Ich gehe jeden Tag zu Fuß über den Krauthügel in die Arbeit. Da spaziert man durch eine fast dörfliche Situation bis hinauf in die Stadt. In der ersten Zeit habe ich jeden Tag ein Foto gemacht. Einfach, weil es jeden Tag so schön war.