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Schauplätze

Hinter den Brettern, die die Welt bedeuten

Wenn man durch die großen Flügeltüren des Salzburger Landestheaters schreitet, fühlt man sich fast wie in einer anderen Welt. Hinter der neobarocken Fassade öffnet sich ein Reich der Oper, des Schauspiels und Tanzes – ein bunter Kosmos der Magie und Imagination. Wir durften einen Blick hinter den Vorhang werfen.

Noch ist alles ruhig im Foyer des Salzburger Landestheaters. Die Mitarbeiter im Kartenbüro nehmen Anrufe entgegen oder geben Besuchern Auskunft zum aktuellen Spielplan. Rund 400 Aufführungen bietet das Theater pro Spielsaison zwischen September und Juni. In dieser Zeit sorgen etwa 400 Mitarbeiter aus 35 verschiedenen Ländern dafür, dass das Publikum für ein paar Stunden in eine fantasievolle Parallelwelt eintauchen kann. Heute sind wir aber nicht hier, um im Zuschauerraum Platz zu nehmen – wir dürfen diesmal hinter den Vorhang lugen. Einmal im Monat bietet das Landestheater diese spezielle Hausführung an. Ob Unterbühne, Kostümabteilung oder Maske – der langjährige Chefdisponent des Salzburger Landestheaters, Hans Joachim Erxleben, führt durch die verschiedenen Räumlichkeiten, weist auf interessante Details hin und gibt so manch lustige Anekdote zum Besten. Die wollen wir an dieser Stelle aber nicht verraten – ihre volle Wirkung entfalten sie nämlich erst im Inneren des wunderschönen historischen Gebäudes, das am 1. Oktober 1893 eröffnet wurde.

Die „Königin der Nacht“ steigt aus der Unterbühne empor

Wir starten mit unserem Rundgang in der Unterbühne – also quasi im Bauch des Landestheaters. „Es gibt bestimmte Klappen im Bühnenboden, aus denen die Schauspieler aus der Unterbühne auf die Hauptbühne steigen können“, erklärt uns Juliane Breyer vom Salzburger Landestheater, die uns heute in Vertretung von Herrn Erxleben durch das Gebäude führt. „Das ist immer dann der Fall, wenn die Figur im Stück beispielsweise symbolisch aus der Unterwelt aufsteigt – wie etwa die ‚Königin der Nacht´ in der ‚Zauberflöte'.“

Von der Idee zum fertigen Bühnenbild

Wir steigen über eine schmale Treppe einen Stock höher und stehen vor der Hauptbühne. Ein imposantes Bühnenbild nimmt fast die gesamte Fläche ein. „Das ist für unsere Aufführung ‚Wiener Blut´“, sagt Juliane. Wir gehen staunend ein paar Schritte auf das opulente Bild zu, inspizieren es aus der Nähe. Wie entsteht eigentlich ein Bühnenbild, möchten wir wissen. „Der Ablauf ist grundsätzlich so“, beginnt Juliane, „dass sich der Intendant und die Dramaturginnen für ein Stück entscheiden und dann festlegen, wer es auf die Bühne bringen soll. Im nächsten Schritt gibt es ein Konzept für das Stück, das in einem Bühnenbild-Modell plastisch gestaltet wird – komplett fertig mit Figurinen. So kann man sich alles besser vorstellen – zum Beispiel, an welcher Stelle die Figuren auftreten sollen. Wenn das soweit passt, gibt es eine Bauprobe. Da wird mit einfachen Mitteln ein Bühnenbild im Original-Maßstab konstruiert. Und wenn auch das in Ordnung ist, wird es in unserer Produktionsstätte in Aigen umgesetzt.“  

Das Herzstück jeder Vorstellung

Dann stehen wir vor dem Inspizientenpult – dem technischen Herzstück jeder Vorstellung, wie uns Juliane erklärt. Von dieser Anlage aus kommuniziert der Inspizient, also der Hauptkoordinator der Theatervorstellung, mit den anderen Mitarbeitern. Er setzt etwa Rufzeichen ab oder führt Steuerbefehle aus. Gegenüber des Inspizientenpultes befindet sich die Lichttechnik. Wie auf ein geheimes Signal flammt plötzlich ein roter Scheinwerfer auf, nur um gleich wieder auszugehen. Hinter uns hören wir leises Gemurmel, ein Lachen. „Lichtprobe“, kommentiert Juliane, lächelt und deutet mit dem Kinn in Richtung der Bühnenmitarbeiter, die emsig umhereilen. Generell hat man das Gefühl, das Theater sei eine große, bunte und internationale Familie. „Ja, die Theaterleute sind schon eine eigene Spezies“, sagt Juliane und lacht. „Diese Art der Arbeit und auch die Arbeitszeiten, die ja nicht den normalen Bürozeiten entsprechen, das schweißt schon zusammen.“

Hinauf auf die Bretter, die die Welt bedeuten

Wir flanieren weiter durch die Gänge zu den Künstlergarderoben, streichen mit den Fingerspitzen an den samtbezogenen Wänden entlang. Herren- und Damengarderoben sind übrigens streng getrennt. „Das ist wichtig, um die Intimsphäre der Darsteller zu schützen“, erklärt uns Juliane. „Während des Umziehens steht man oft nur sehr leicht bekleidet da.“ Wir bleiben an einer Einzelgarderobe stehen, auf der die Namen der Darsteller angebracht sind. Versuchen uns vorzustellen, wie die Künstler einen letzten Blick in den großen Spiegel werfen, dort und da ein Haar zurechtzupfen und vielleicht noch ein paar Worte mit den Garderobieren wechseln. Dann geht es hinaus auf die Bühne, auf die Bretter, von denen Friedrich Schiller 1803 sagte, sie würden die Welt bedeuten. Um dann darauf zu warten, bis sich der Vorhang hebt. Nachdem wir einen Blick hinter die Kulissen werfen durften, freuen wir uns schon darauf, bald wieder vor dem Vorhang des Salzburger Landestheaters Platz zu nehmen.

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