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Kunst & Kultur

Wilde Gesellen, böse Geister und himmlische Klänge

Auf schneeweißen Samtpfoten hat er sich angeschlichen, jetzt ist er da, der Winter. Mit ihm kommen nicht nur Schneeflocken und Eisblumen, sondern auch viele schöne Brauchtumsveranstaltungen. Wir waren bei einigen dabei.

Wir hören sie schon, bevor wir sie sehen. Mit lautem Glockengeläute und wildem Gebrüll kündigen sich die Untersberg Krampusse an. Neben uns versteckt sich ein kleiner Bub unauffällig hinter seiner Mama, ein nur wenig größeres Mädchen tritt aufgeregt von einem Bein auf das andere. Ihre Augen glänzen, als sie ihrem Papa zuraunt: „Schau Papa, da kommen sie! Da vorne!“ Auch wir schauen in die angezeigte Richtung – und tatsächlich: Über den Köpfen der Besucher, die sich alle das Spektakel des Krampuslaufes nicht entgehen lassen möchten, sehen wir die ersten kunstvoll gebogenen Hörner blitzen. Mit lautem Getöse ziehen die ersten Krampusse und Hexen an uns vorbei, schütteln ihre dicken Pelze und bringen die großen Glocken zum Läuten, die an ihren Seiten festgemacht sind. Das kleine Mädchen neben uns macht einen mutigen Schritt nach vorne, um noch besser sehen zu können. Und urplötzlich steht auch schon ein Krampus mit besonders grimmiger Maske vor ihr, schiebt die kunstvoll geschnitzte Larve bis wenige Zentimeter vor das Gesicht des Mädchens. Das quiekt überrascht und springt in die schützenden Arme ihres Vaters zurück. Nach dem ersten Schreck lacht sie gleich wieder und klatscht begeistert in die Hände. Die Krampus- und Perchtenläufe haben in Salzburg eine lange Tradition – es ist ein Brauch, den man so nur im Alpenvorland erleben kann. Jedes Jahr von Ende November bis Anfang Dezember treiben die wilden Gesellen auch in den Gassen der Stadt Salzburg ihr Unwesen. Am Krampus-Tag, dem 5. Dezember, finden besonders viele Läufe statt.

„Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht das Wilde Gjoad ums Haus!"

Apropos wilde Gesellen: Ein weiterer uralter Brauch ist die „Wilde Jagd vom Untersberg“. Mitglieder der Heimat- und Brauchtumsgruppe Jung Alpenland versammeln sich immer am zweiten Donnerstag im Advent an einem geheimen Ort – meist einem entlegenen Hof. Die Wilde Jagd besteht traditionell aus zwölf Figuren, jedoch braucht man de facto dreizehn Menschen, weil eine der Figuren – die sogenannte Habergoaß – aus zwei Personen besteht. Vom Tod, dem Anführer des Geisterzuges, über den Vorpercht bis zum Moosweiberl sind viele mystische Figuren des Alpenvorraums vertreten. Diese Geisterschar zieht schließlich über Wege und Felder von Hof zu Hof. Dort sagt der Vorpercht den alten Spruch auf: „Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht das Wilde Gjoad ums Haus!" Der Lauf soll nach früherem Glauben Fruchtbarkeit, Glück und Segen bringen. In manchen alten Sagenbüchern kann man Geschichten von der Wilden Jagd lesen, die nachts über die winterlichen Wiesen und Felder gebraust ist. Besonders im Gebiet zwischen Wals, Grödig und Leopoldskron soll man sie immer wieder gehört haben. Der Sage nach bestand der Geisterzug aus gefallenen Soldaten, die keine Ruhe fanden. Schauriges Geheul soll ihren wilden Ritt am Himmelszelt begleitet haben. Wer heute die Brauchtumsveranstaltung von der Wilden Jagd vom Untersberg einmal erlebt hat, der vergisst sie nicht so schnell wieder.

 

Himmlische Klänge: Adventsingen und Salzburger Turmblasen

Besinnlicher geht es beim Salzburger Adventsingen zu. Wir haben uns wie jedes Jahr schon früh Karten gesichert – das traditionelle Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus ist stets gut besucht. 36.000 Menschen aus 38 Ländern kommen jährlich, um den schönen Klängen zu lauschen. Das Salzburger Adventsingen ist sogar ein eigenes Genre, bei dem 150 Musikanten, Schauspieler und Hirtenkindern mitwirken. Bevor es losgeht, wärmen wir unsere Finger und unseren Magen noch mit Glühwein am winterlich geschmückten Christkindlmarkt. Dann geht es los. Und wir sind von den ersten Klängen an wie verzaubert. Das Festspielhaus ist in ein dezentes, stimmungsvolles Licht getaucht, die Stimmen der Sängerinnen und Sänger verbinden sich in perfekter Harmonie miteinander. Wir wähnen uns fast in einer anderen Welt, in der die Hektik und der berühmte Vorweihnachtsstress einfach ausgesperrt wurden. Gegen Ende des Adventsingens stimmen zwei Sänger noch das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt an. Die nur von einer Gitarre begleiteten Klänge von „Stille Nacht! Heilige Nacht“ legen sich wie eine wohlige Decke über uns. Schön. Und wir sind uns sicher: nächstes Jahr um diese Zeit werden wir wieder eines der Adventsingen besuchen – das traditionelle „Salzburger Adventsingen“ im Großen Festspielhaus, den „Salzburger Advent®“ in der Kirche St. Andrä oder den „Salzburger Hirtenadvent“ in der Großen Aula der Universität Salzburg.
Eine lange Tradition hat auch das Salzburger Turmblasen, das zur Adventzeit rund um den Residenzplatz erschallt. 1952 wurde es von Tobi Reiser gegründet, bis heute zieht es jedes Jahr viele Gäste und Einheimische an. Es ist ein tolles Erlebnis, wenn auf drei Türmen rund um den Residenzplatz jeden Donnerstag und am Adventsamstag die besten Bläser Salzburgs ihr weihnachtliches Repertoire zum Besten geben.

Mit dem Glöcklerlauf die bösen (Winter-) Geister vertreiben

Einer der schönen Winterbräuche in Salzburg, die immer im Jänner stattfinden, ist der Glöcklerlauf. Dieser sogenannte Raunachtsbrauch wird von der Brauchtumsgruppe Jung Alpenland aufgeführt, jedes Jahr am Abend des 5. Jänner, also der letzten Raunacht. Ihren Ursprung haben die Glöcklerläufe im oberösterreichischen Salzkammergut, in der Stadt Salzburg wird der Lauf mit einigen Jahren Pause seit 1927 abgehalten. Der Glöckler ist ein Lichtgeist, der zu den Schönperchten gezählt wird. Er soll die bösen Geister des Winters vertreiben. Das Besondere an den Glöcklern sind ihre kunstvollen Kappen aus Holz und Seidenpapier, die von innen wunderschön beleuchtet werden. Damit zeichnen die traditionell weiß gekleideten Glöckler bunte Figuren in die Nacht. Ein eindrucksvolles Spektakel und ein wunderschöner, alter Brauch, der uns perfekt auf das junge, neue Jahr einstimmt.

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