Folge uns auf
Salzburg Panorama vom Mönchsberg aus im Frühling | © Tourismus Salzburg / G. Breitegger
Stadterlebnis
Ein Experiment: Weltkulturerbe für 5 Sinne
Salzburg ist UNESCO-Weltkulturerbe. Das heißt im Grunde nichts anderes, als dass die Mozartstadt historisch bedeutend und schützenswert ist und dafür ein Gütesiegel bekommen hat. Wie aber nimmt man „Weltkulturerbe“ wahr? Wir wagen ein Experiment und stellen die Frage: Kann man unser Kulturgut sehen, riechen, schmecken, fühlen und hören?
Sehen: Moderne Kunst an alten Mauern
Die UNESCO-Auszeichnung stellt sicher, dass das historische Zentrum Salzburgs in seiner bestehenden Form erhalten wird. Dennoch hat die Stadt Mittel und Wege gefunden, inmitten dieser geschichtsträchtigen Pracht zeitgenössische Akzente zu setzen. Dazu zählt etwa der „Walk of Modern Art“ mit seinen 13 Kunstprojekten an den schönsten Plätzen der Altstadt. Wer offenen Auges durch die Straßen und Gassen geht, entdeckt immer wieder moderne Besonderheiten. So etwa installierte Friedensreich Hundertwasser in den 1980er Jahren so genannte „Zungenbärte“ aus Keramik an der Außenfassade des Rupertinum. Im Eingangsbereich der Alten Residenz setzte der Österreicher Elmar Trenkwalder einen zeitgenössischen Impuls, als er mehr als 400 Einzelobjekte an den Seitenwänden und dem Tonnengewölbe anbrachte. Gemeinsam mit den blauen „Sternen“ an der Decke vereinen sich scheinbar Himmel und Erde. Auch das Mozart-Zitat von Sylvie Fleury (2005) am Hauptgebäude der Stiftung Mozarteum in der Schwarzstraße ist eine künstlerische Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Wir empfehlen: Augen auf und weitere Kunst finden!
Riechen: Neun Jahrhunderte Erfahrung - die Bäcker von St. Peter
Wer durch den Friedhof von St. Peter schlendert, kennt diesen ganz besonders verführerischen Duft, der aus der nahegelegenen Stiftsbäckerei St. Peter strömt. Schon seit dem 12. Jh. wird hier Brot gebacken. Damals wurde für den Almkanal ein Tunnel durch den Mönchsberg geschlagen, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Direkt am Austritt dieses Durchbruchs errichtete das Kloster St. Peter eine Getreidemühle und fand dort auch Platz für eine Bäckerei. In dem historischen Gewölbe mit dem noch originalen Holzofen wird ein kleines, feines Sortiment angeboten: Holzofenbrot aus reinem Natursauerteig, Milchbrötchen und „Vinschgerl“. Wer am späten Nachmittag in die Bäckerei kommt, könnte schon vor leeren Regalen stehen, denn produziert wird nur für den Tagesbedarf.
Schmecken: Kaffeehauskultur in Salzburg
Könnten Salzburgs Kaffeehäuser sprechen, würden sie die schönsten Geschichten erzählen. Für die Salzburger ist das Café nämlich mehr als ein Lokal, es ist ein öffentliches Wohnzimmer. Der UNESCO-geadelten Altwiener Kaffeehaustradition lässt sich in Salzburg sowohl trendig als auch klassisch frönen. Bis ins Jahr 1700 reichen die Wurzeln des Café Tomaselli zurück, dem ältesten bestehenden Kaffeehaus Österreichs. Mit seinen bekannten Kuchendamen zählt das Tomaselli zu den beliebtesten Treffpunkten von Einheimischen und Gästen. Den modernen Coffee-to-go hingegen holt man sich in Salzburgs kleinstem Café auf der linken Salzachseite zwischen Mozartsteg und Michaelstor. Ganz im Bewusstsein der UNESCO-Altstadt, denn an diesem historischen Mauthäuschen wurde bis Ende 1920 noch Brückenmaut eingehoben.
Fühlen: Im Reich der marmornen Zwerge
Das Schloss Mirabell (1606) und der dazugehörige Park zählen zu den Aushängeschildern des Weltkulturerbes. Von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau für seine Familie erbaut, wird es heute vor allem als Sitz der Stadtregierung genutzt. Gegenüber vom Schloss befindet sich der Zugang zum historischen Zwergelgarten, der als ältester seiner Art in Europa gilt. Ursprünglich standen hier 28 kleine Statuen aus Untersberger Marmor, die voller Symbolik steckten und für Belustigung sorgten. Heute stehen noch 17 Zwerge im Mirabellgarten, sechs weitere befinden sich in Privatbesitz, fünf Zwerge bleiben verschwunden. Neben der Aufstellung in Gruppen wie Tänzer oder Intellektuelle, fallen besonders die zwölf Monatszwerge auf, die kreisförmig angeordnet sind. Und wer genau schaut, erkennt, dass so manche Zwergennase glatt und abgerieben ist. Es scheint beinahe, als würden Besucher des Zwergelgartens hoffen, dass das Berühren der Figuren Glück bringt.
Hören: Historischer Brauch neu aufgelegt - das Turmblasen
Wer sonntags durch die Innenstadt schlendert, könnte kurz vor Mittag ferne Trompetenklänge vernehmen. Dabei handelt es sich um das Turmblasen auf der Festung Hohensalzburg; ein Konzert, das jeden Sonntag um 11:45 Uhr erklingt. Historisch gesehen war es früher an beinahe allen wichtigen Höfen Europas üblich, mittels Turmbläsern vor Gefahren zu warnen oder wichtige Anlässe zu begleiten. Auch am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs gab es seit dem Mittelalter diesen Brauch und 1465 wurde auf der Festung ein Trompeterturm errichtet. Viele Gäste, die Salzburg in der Vorweihnachtszeit besuchen, kennen auch das Turmblasen am Christkindlmarkt auf Dom- und Residenzplatz, das jeden Donnerstag und Samstag um 18.30 Uhr erklingt.
Unser Fazit: Was im ersten Moment schwierig erschien, war am Ende doch ganz leicht. Das UNESCO-Weltkulturerbe Salzburg ist durch und durch sinnlich.